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Als Frau allein im Van durch Südamerika



„Bist du völlig wahnsinnig?“

Diese Frage habe ich nicht nur einmal gehört – die Reaktionen auf mein Vorhaben, allein im Van durch Südamerika zu fahren, waren alle relativ ähnlich. Viele Freunde und Verwandte hatten kein Verständnis, wieso man als 1,60m kleine, blonde und ziemlich zierliche Frau auf so eine Idee kommt. Südamerika hat in Europa auch nicht das beste Image, wenn es um Sicherheit geht – leider kommen hier hauptsächlich die negativen Meldungen, wie kriminelle Banden, Drogenkriege und Armut an.


Blöd nur, dass sich dieser Plan schon in meinen Kopf festgesetzt hat. Meine Mama behauptet, dass es schon als kleines Mädchen so bei mir war: Je mehr Leute sich gegen meine Idee ausgesprochen haben, desto überzeugter wurde ich davon. Meinen Eltern blieb also nichts weiter übrig, als mir bei meinem Plan zu helfen oder ihn zumindest zu akzeptieren (immer mit dem netten Hinweis „Auf deinen Grabstein werde ich schreiben: Sie hat es nicht anders gewollt!‘“)


Wie es dazu kam? Ich wollte schon immer die Welt erkunden. Meine erste große Reise habe ich 2015 unternommen, damals mit einer Freundin als Backpackerinnen durch Thailand und Malaysia. 2017 habe ich mich dann auf eigene Faust auf den Weg durch Panama und Costa Rica gemacht, ebenfalls als Backpackerin. Und 2019 kam dann wieder der Zeitpunkt, an dem es mich in den Fingern gekribbelt hat und ich wusste, dass ich wieder los muss. Dieses Mal wollte ich im Van reisen anstatt mit einem Rucksack durch Hostels, auch deswegen, damit ich meinen Hund Pablo mitnehmen kann. Nach langer Recherche bin ich zu dem Entschluss gekommen, den Van bereits in Deutschland zu kaufen, von Hamburg nach Uruguay verschiffen zu lassen und zwei Wochen später nachzufliegen.


Wenn ich das Gefühl beschreiben müsste, das ich beim Aufkommen der Idee, Vorbereitung der Reise und schlussendlich beim Hinflug hatte, dann würde ich es mit dem 10m-Brett im Schwimmbad vergleichen. Man steht oben, schaut runter und weiß, dass es nur einen kleinen Ruck braucht – eine kurze Überwindung, vor der man aber noch einmal tief einatmen muss. Man weiß, dass der Sprung eine coole Erfahrung sein wird, man wird stolz auf sich sein, es durchgezogen zu haben und definitiv glücklich sein – aber springen muss man eben vorher und das braucht Überwindung


Mitte Oktober bin ich mit meinem Hund in Uruguay gelandet und musste dort noch zwei weitere Wochen auf die Ankunft meines Vans warten. Und um ehrlich zu sein, in den ersten 3 Tagen schwirrte mir nur ein Gedanken im Kopf herum: „Was zur Hölle habe ich da getan?“ Jegliche Sorgen und Gedanken, die ich vorher erfolgreich verdrängt hatte, kamen zu diesem Zeitpunkt hoch. Allein als Frau in Südamerika, dazu noch im Van, was habe ich mir dabei nur gedacht?


Insgesamt war ich 6 Monate unterwegs und ich muss sagen, dass es wahrscheinlich die beste Zeit meines Lebens war. Ich habe nicht nur einige wundervolle Menschen kennengelernt, unzählige Abenteuer erlebt und unvergessliche Momente genossen - ich habe auch etwas für mich dazu gelernt, was mir wahrscheinlich in meinem restlichen Leben sehr hilfreich ist. Als Alleinreisende muss man Entscheidungen selber treffen und dann auch mit möglichen Konsequenzen umgehen können. Man gerät in einige Situationen, die man selber lösen muss. Subjektiv würde ich behaupten, dass ich dadurch eine Menge an Selbstvertrauen und -bewusstsein gewonnen habe - auch für Situationen, die mich im Alltag oder im Berufsleben erwarten.


Tatsächlich kostet es Überwindung, aber wir möchten jeder Person ans Herz legen, mal alleine zu verreisen. Es müssen nicht 6 Monate Südamerika sein, ein Wochenende alleine in einer anderen Stadt ist auch schon ausreichend. Raus aus der Komfortzone und seine eigene Persönlichkeit weiterentwickeln - geht es nicht genau darum, wenn man sich lebendig fühlen möchte?

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